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       Jana Schimke

Ostdeutsche Frauen machen Karriere

Ostdeutsche Frauen machen Karriere
Noch nie hatten Frauen so gute Karrierechancen in der Politik wie heute - auch in Ostdeutschland, sagt Soziologin Hippmann. An Ehrgeiz beim Nachwuchs fehlt es nicht. Doch warum sind viele Spitzenämter noch immer in Männerhand?
 
COTTBUS/BERLIN/DPA. Jana Schimke ist neu im Deutschen Bundestag, aber die Regeln des Politikbetriebs hat sie schon verinnerlicht. „Netzwerken ist ganz wichtig“, sagt die 34-jährige CDU-Politikerin aus der Lausitz. Die junge Parlamentarierin mit den roten Fingernägeln wirkt nicht, als wolle sie lange Hinterbänklerin bleiben. „Man muss sich hohe Ziele setzen“, findet Schimke.
Sie könnte gute Chancen haben. Noch nie hätten Frauen die Türen in der Politik so weit offengestanden wie heute, sagt Soziologin Cornelia Hippmann. Sie hat gerade über die Karrieren von Politikerinnen promoviert - speziell mit Blick auf Ostdeutschland.

Noch nie standen Frauen Türen so weit offen

Jana Schimke wurde im Herbst direkt in den Bundestag gewählt, aus dem Stand gewann sie den Wahlkreis 62 (Dahme-Spreewald, Teltow-Fläming III, Oberspreewald-Lausitz I). Im Berliner Regierungsviertel hat sie noch nicht einmal ihr Büro komplett einrichten können. Doch in den Arbeitskreisen und Ausschüssen mischt die Cottbuserin schon mit. Und sie wurde in den Vorstand des Parlamentskreises Mittelstand der CDU/CSU-Fraktion gewählt, ein Gremium mit traditionell deutlichem Männerüberschuss.

Das könnte sich ändern. „Noch nie waren die Karrierechancen für Frauen in der deutschen Politik so groß wie heute“, sagt Soziologin Hippmann. „Ostdeutsche Frauen in der Politik“, heißt ihre Doktorarbeit, für die sie drei Jahre lang forschte und die Lebensgeschichten von Politikerinnen untersuchte.

Darunter sind bekannte Gesichter wie Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (beide CDU). Aber auch emanzipatorische Vorkämpferinnen wie die 2001 gestorbene ehemalige Brandenburger Sozialministerin und „Mutter Courage des Ostens“, Regine Hildebrandt (SPD), kommen vor.

Das Fazit: Dank Emanzipation und gesellschaftlicher Liberalisierung hätten Frauen heute einmalige Chancen in der Politik, sagt Forscherin Hippmann. Frauen im Osten hätten dabei insbesondere vom „Machtvakuum“ nach der Wende profitiert. Nach dem Kollaps der DDR hätten sich ungeahnte Möglichkeiten der Partizipation und des Aufstiegs geboten. Allgemein setzten Frauen dabei auf Eigenschaften wie Empathie und Charme, aber auch auf Tugenden wie Durchsetzungsvermögen und Rationalität.

Häufig haben Frauen weiter das Nachsehen

Die Möglichkeiten seien aber nicht unbegrenzt, betont Hippmann. Häufig hätten Frauen weiter das Nachsehen, gerade wenn es um politische Führungsämter gehe. Politik sei zwar nicht mehr als „reine“, aber dennoch als „eine“ Männerdomäne anzusehen, konstatiert die Forscherin.

Dabei ist für viele spätestens mit dem Aufstieg von Angela Merkel bewiesen, dass (ost)deutsche Frauen in höchste politische Ämter gelangen können. Mit Ursula von der Leyen (CDU) leitet erstmals eine Frau das Verteidigungsressort. Doch seien dies Sonderfälle, meint Hippmann. Merkel habe ihren Aufstieg vor allem ihrem Mentor Helmut Kohl (CDU) zu verdanken; von der Leyen ihrer einflussreichen Familie, als Tochter des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (CDU).

„In der Regel sind es weiter die klassischen weiblichen Ressorts, in denen sich Frauen beweisen müssen“, sagt Soziologin Hippmann. So sind im Bundeskabinett Familien-, Arbeits-, Bildungs- und Umweltministerium in weiblicher Hand. Harte Politikfelder wie Wirtschaft, Finanzen oder Innenpolitik liegen in Männerhand.

Ein Ministeramt hänge eben von weit mehr ab als von der „fachlichen Qualität“, sagt auch Jung-Parlamentarierin Jana Schimke. Vom Regionalproporz zum Beispiel. Und von den Verbindungen, die Politiker bei ihrer „Ochsentour“ nach ganz oben knüpften. Es brauche eine „gesunde Zahl an Unterstützern“, sagt die Lausitzerin. „Seilschaften würde ich es nicht nennen.“ Jana Schimke nennt es lieber netzwerken - das klingt auch gleich viel charmanter.
 
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (Haiko Prengel)